Herstellung *** Aufbewahrung *** Diabetrachter *** Projektoren ***

EinsatzFelder von Dias *** Dias & BildBaender *** Wie war es?


Vorteile

Einer der unerreichten Vorteile war sicherlich, dass der Vortragende noch kurz bevor er oder sie "dran" waren, oder sogar während des Vortrags, Bilder hinzufügen und umstellen konnte - mit Powerpoint und Keynote heute weitaus umständlicher und während der Präsentation nicht möglich. Auch bei der Beschriftung konnte liberal verfahren werden: solange noch Platz war, wurden die Informationen nachgetragen. Gerade die Großdias boten mit ihrem Rahmen viel Platz zum Aufbringen von Beschriftung und Bestempelung.

Das Neuprogrammieren zusätzlicher Datenbankfelder oder das Editieren eines Eintrages durch befugte Datenbankadministratoren heute ist ein weitaus größerer und zum Teil kostspieligerer Aufwand.

"Einer geht noch" - Platz für zusätzliche Hinweise war irgendwie immer noch zu finden. Dia aus der Großdiasammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars, Uni Hamburg

Die Auflösung und die Kontraststärke waren ein weiterer Vorteil des Dias, der erst mit den neuesten Entwicklungen der digitalpräsentation langsam eingeholt werden kann. Gesetzt den Fall natürlich, dass das Dia von einer guten Vorlage, möglichst einem Original, abfotografiert wurde. Ein von einem Zeitungsbild erzeugtes Dia ist so schlecht wie ein von einem Zeitungsbild erzeugtes Digitalbild!

Die Großdias boten auch genügend Raum, verschiedene Ansichten eines Objektes, etwa eine Skulptur, nebeneinander abzubilden und so geradezu einen filmischen Aspekt in das Medium zu bringen. Vor allem in der Archäologie war diese Darstellungsart beliebt.

Dia aus der Archäologischen Sammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars, Hamburg

Entsprach das angekaufte Dia nicht den speziellen Wünschen oder gab es gar neue Forschungsergebnisse, konnte ein Dia auch nachträglich angepasst, sprich abgeklebt werden:

Dia aus der Archäologischen Sammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars, Hamburg. Die zum Vergleich dienende Sphinx rechts ist noch zu erahnen.

Nachteile

Nachteilig war die lange Vorbereitungszeit und die hohen Kosten, letzteres besonders bei Farbdias. Fehlten Dias über das geplante Thema, mussten sie erst bestellt oder angefertigt werden - anders als heute, wo ein rascher Blick in die Datenbank oder das Internet genügt. Gegen Ende des II. Weltkrieges und kurz danach konnte es Monate bis Jahre dauern, ehe die bestellten Dias endlich eintrafen (wenn überhaupt). Am Hamburger Kunstgeschichtlichen Seminar wurde z. B. am 22. Oktober 1959 per Brief in München angefragt, ob in der dortigen Gemäldesammlung die benötigten Dias vorhanden und ausleihbar wären, oder diese angefertigt werden könnten. Am 6. November kam die Antwort aus München, man könne über eine Fotofirma entsprechende Dias anfertigen lassen, was pro Stück 7,50 DM koste. Am 10. Nov. ging dann wieder ein Brief aus Hamburg retour...

Ein weiterer Nachteil lag in der physischen Präsenz des Bildträgers: Dias verstaubten und mussten regelmäßig gereinigt, oder wenigstens abgedeckt aufbewahrt werden. Befanden sie sich achtlos an "frischer Luft" abgelegt, gingen die Emulsionsschichten der Farbdias kaputt, sie blichen aus oder wurden rotstichig. Die Umklebungen der Rahmen wurden manchmal brüchig und fielen ab; von den Plastikrahmen hingegen fielen die mit falschem Klebstoff befestigten Aufkleber herunter. Dias brauchen eine möglichst gleichbleibende Temperatur, die 20 Grad nicht übersteigen sollte, Trockenheit und Dunkelheit. Keller und Dachböden wurden schon vielen Sammlungen zum Verhängnis! Das Aufsuchen UND das ordnungsgemäße Zurücksortieren kostete Zeit und Geld für die Universitäten, die entsprechende Hilfskräfte einstellen mussten. Natürliche entwickelte die findige Industrie auch Hilfen, zum Beispiel ein "Diaputzgerät":

Im Wissenschaftsbetrieb musste oft auf Vergleiche zurück gegriffen werden - lange Zeit jedoch war es schon aus Kostengründen nicht möglich, zwei Projektionsapparate anzuschaffen, um Vergleichsbilder projezieren zu können. Man behalf sich, indem die zu vergleichenden Objekte nebeneinander auf ein Glas-Großdia untergebracht wurden. Größen- Material- und Farbunterschiede fielen dabei allerdings fort, ebenso wie in einem Buch. Hintergründe wurden oft retuschiert, um das Motiv besser hervorzuheben - damit ging aber der Kontext etwa eines Reiterstandbildes im Stadtbild verloren.

Dia aus der Großdiasammlung des Kunstgeschichtlichen Seminars, Hamburg

In großen Diasammlungen dauerte es seine Zeit, ehe man die benötigten Bilder zusammen gesucht hatte, existierten doch nicht immer Register, die nach Schlagworten sortiert waren, und selbst wenn, musste erst das Register konsultiert werden, und anschließend die entsprechenden Kästen nach dem tatsächlichen Bildträger durchgesehen. Während Lehrmaterialien für Schulen bereits in entsprechend beschrifteten und gegliederten Boxen zur Verfügung stand, entwickelten die Universitäten ganz verschiedene Ordnungssysteme: Diapositive konnten nach Art des Dargestellten, nach Epoche, oder aber nach Herstellungsland geordnet werden. Stießen die Systeme an ihre Grenzen, wurden oft ganze Sammlungen mühsam umsortiert und katalogisiert.

 

Die Projektion

Vortragssaal der Sternwarte in Utrecht mit zwei Kleinbildprojektoren und einem Episkop (und ienem Overheadprojektor vorn), 1987, Quelle: Het Utrecht Archief, CC-BY 4.0

Waren die Dias zusammen gestellt für den Vortrag, ging es an die Projektion. Die musste ein (odere mehrere) Helfer, der/die sogenannten "Diaschieber" übernehmen, denn der Projektor stand schließlich auf einer Bühne hinten im Saal, der Vortragende vorn am Pult. Der/die "Diaschieber" waren stets besonders angelernte Hilfskräfte. Waren (wie an Universitäten üblich) gleichzeitig zwei Projektoren und womöglich noch ein Episkop im Einsatz, hatte der "Schieber" alle Hände voll zu tun. Wurden diese Helfer plötzlich "getauscht", sorgte das nicht selten für großen Unmut beim Vortragenden. Als am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg 1981 von der Verwaltung die Gelder für 250 Stunden "Diaschieber" gestrichen werden, wird nachgefragt, ob man denn stattdessen vollautomatische Projektoren finanziert bekommen könnte. Erst der Einsatz der Infrarotfernbedienung machte es möglich, von vorn als Vortragender selbst durch den ganzen Saal hindurch den Projektor zu schalten! Lehrkräfte hatten dennoch ihre Helfer, damit sie sich auf ihre Vorträge konzentrieren konnten.

Zwei Leica Pradovit IR - Projektoen mit Infrarotfernbedienung auf ihrer Bühne im Vorlesungsraum des Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg, 2005

Da besonders die großen Projektoren in Vorlesungssälen sehr groß waren, waren sie auch SEHR laut. Der Befehl an den Helfer, wann ein neues Dia einzuschieben sei, konnte manchmal nur noch mit einem lauten Klopfzeichen übermittelt werden. Von der Vorlesung selbst bekam der Diaschieber oft nicht viel mit. Einige Firmen dachten sich daher Signallampen und andere komplizierte Vorrichtungen aus, die sich in der Allgemeinheit aber nicht durchsetzen konnten.

Lese- und Signallampen der französischen Firma E. Mazo, Anfang des 20. Jahrhunderts

Natürlich musste es für die Diaprojektion und noch mehr die Episkopprojektion möglichst stockdunkel sein. Entsprechende Verdunklungsvorhänge und Rollos waren in Schulen und Universitätsräumen anzubringen. Mitschreiben war damals eher nicht - oder man kritzelte eben im Dunklen auf das Papier.